Accipiter nisus
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Moin allerseits,
da der Thread " Kranichzug im Herbst 2011" eigentlich nur für Beobachtungen gedacht ist, habe ich mich entschlossen, für meine Ausführungen separat einen Thread zu eröffnen, wobei ich diesen täglich aktualisiere ( wenn es mir zeitlich möglich ist auch zwei mal, falls das nötig sein sollte).
Nun, beginnen wir gleich.
Mitteleuropa liegt inmitten zweierlei Druckgebilde, im Westen flankiert durch einen atlantischen Langwellentrog, im Nordosten durch eine umfangreiche Antizyklone. Es resultiert eine kräftige, südöstliche Höhenströmung, in der eher kühle und recht feuchte Luftmassen advehiert werden- klassifizieren können wir die gegebene Großwetterlage darüberhinaus auch als S a ( Süd antizyklonal). Der atlantische Langwellentrog erreicht derzeit im Kern 988 hPa, die osteuropäische Antizyklone 1036 hPa- der Druckgradient nimmt derzeit zu- primär im norddeutschen Tiefland, vor allem aber auf den Kammlagen der Mittelgebirge und entlang der deutschen Nordseeküste sind stürmische Böen nicht ganz auszuschließen. Durch die geringe Verlagerung westwärts ( der Antizyklone) steilt die Höhenströmung leicht auf- die Folge ist: östlichere Komponente, damit etwas trockenere und abermals kühlere Luftmasse, die zurzeit advehiert wird. Diese Luftmasse konnte sich nunmehr in den Gebieten östlich der Weser untermischen, sodass insbesondere in Ostdeutschland in der kommenden Nacht leichter Luftfrost möglich ist. Hervorgehend aus der noch starken Luftbewegung im norddeutschen Tiefland wird die Luftfrostgefahr in dieser Nacht eher gering sein ( ausgenommen windgeschützte Muldenlagen).
Die oben angesprochene, trockenere Luftmasse flutet die Westhälfte vorerst nicht, sodass es hier äußerst hochnebelträchtig weitergeht- doch das dürfte ( abgesehen von seltenen Fällen) bereits am Samstag ein Ende haben- die Feuchteadvektion setzt aus.... was aber nicht heißt, dass wir nicht nachts mit Nebel oder Hochnebel zu rechnen haben- in den Abendstunden wird sich dieser wieder bilden, sich erst in den späten Vormittagsstunden auflösen, in ungünstigen Tallagen womöglich gar nicht.
Nun, die Luftmasse wird trockener und trockener, der Gradient fächert auf- ergo: zum Wochenende ist auch in der Westhälfte der Bundesrepublik mit leichten Luftfrösten zu rechnen, am ehesten frostfrei bleibt es noch hinter der Deichlinie- das restliche norddeutsche Tiefland bleibt nach jetzigem Stand nicht ausgespart.
Soweit zunächst zu den aktuellen Geschehnissen und der der kommenden Tage... nun, wie oben angesprochen scheint sich der Winter allmählich regen zu wollen, nicht bei uns, aber in Ost/ Nordosteuropa. Gehen wir nun auf die Gründe ein...
Sehr milde Luftmassen werden derzeit in Richtung Grönland advehiert- die derzeitige Omegawetterlage ( wenn eine Antizyklone von zwei Tiefdruckgebieten " umzingelt" ist, ist ein Garant dafür, dass es in Osteuropa zu einem ersten, kräftigen Wintereinbruch kommt). Andererseits kehrt eine sehr kalte, polare Luftmasse südwärts zurück und betrifft in diesem Fall Nordost/ bzw. Osteuropa. Nun, der arktische Polarwirbel ( ein großräumiges Höhentief über dem ewigen Eis), was in den späten Herbstmonaten entsteht ( Höhentiefs bilden sich, wenn kalte Luftmassen absinken und in der Höhe demnach einen tieferen Druck begünstigen), zeigt sich derzeit deformiert bzw gestört, wahrscheinlich nur vorübergehend. Diese Tatsache lässt durchaus kräftige Kaltlufteinbrüche auf der Nordhalbkugel zu, ob Nordamerika, Osteuropa oder auch Westeuropa ( Situation ähnlich wie im Winter 2009/2010).
Ein Indiz für diesen gestörten Polarwirbel zurzeit ist ein beachtlicher Blizzard, der sich zurzeit über Alaska entwickelt und sich mehr und mehr vertieft ( Luftdruck nimmt ab).
Der dortige Wetterdienst sieht eine Möglichkeit, dass jener Sturm alle anderen in den Schatten stellen könnte...
Nun, die Modelle simulieren es derzeit- auch in Osteuropa steht womöglich ein kräftiger Wintereinbruch an, resultierend aus dem gestörten Polarwirbel zurzeit, der solche begünstigt... für uns vorerst nicht relevant, das kann aber schneller passieren als wir denken..
Ich bleibe dabei, dass sich ein solcher Wintereinbruch am Ende dieses Novembers auch in Mitteleuropa ergibt- das wird in Modellen ansatzweise schon gezeigt, darüber ausführlich zu diskutieren bringt aber allein wegen der zeitlich noch großen Distanz im Hinblick auf das Kartendeuten wenig.
Arktische Wildgänse und Graukraniche werden sich also in den kommenden Tagen an verschiedenen Rastplätzen wie der Diepholzer Moorniederung oder der Rügen-Bock-Region vermehrt sammeln, vielfach sind sie auch eingetroffen ( an der Diepholzer Moorniederung werden derzeit gut 67.000 Exemplare in einer Synchronzählung erfasst- und es werden sicherlich noch einige mehr in den kommenden Tagen. Für Nachzügler jedenfalls heißt es: Aufbruch aus den Brutgebieten im Osten und Norden Europas... falls sie nicht bereits aufgebrochen sind... ich denke sie werden um Diepholz und an der Ostsee noch so lange verharren, bis es auch hier soweit ist..
Übrigens, in Schweden gab es am heutigen 10.11 an keiner einzigen der Messtationen eine Schneedecke... das erste Mal seit 1904- hier wurden auch die Schneemengen an den Stationen aufgezeichnet... ansonsten gab es in jedem Jahr bereits um diese Zeit zumindest eine dünne Schneedecke... ehrlich gesagt würde es mich nicht wundern, wenn es früher oder später zu einem deutlichen Ausgleich kommt...... in diesem Winter.
Damit einen schönen Gruß in den späten Nachmittag,
Nisus.
da der Thread " Kranichzug im Herbst 2011" eigentlich nur für Beobachtungen gedacht ist, habe ich mich entschlossen, für meine Ausführungen separat einen Thread zu eröffnen, wobei ich diesen täglich aktualisiere ( wenn es mir zeitlich möglich ist auch zwei mal, falls das nötig sein sollte).
Nun, beginnen wir gleich.
Mitteleuropa liegt inmitten zweierlei Druckgebilde, im Westen flankiert durch einen atlantischen Langwellentrog, im Nordosten durch eine umfangreiche Antizyklone. Es resultiert eine kräftige, südöstliche Höhenströmung, in der eher kühle und recht feuchte Luftmassen advehiert werden- klassifizieren können wir die gegebene Großwetterlage darüberhinaus auch als S a ( Süd antizyklonal). Der atlantische Langwellentrog erreicht derzeit im Kern 988 hPa, die osteuropäische Antizyklone 1036 hPa- der Druckgradient nimmt derzeit zu- primär im norddeutschen Tiefland, vor allem aber auf den Kammlagen der Mittelgebirge und entlang der deutschen Nordseeküste sind stürmische Böen nicht ganz auszuschließen. Durch die geringe Verlagerung westwärts ( der Antizyklone) steilt die Höhenströmung leicht auf- die Folge ist: östlichere Komponente, damit etwas trockenere und abermals kühlere Luftmasse, die zurzeit advehiert wird. Diese Luftmasse konnte sich nunmehr in den Gebieten östlich der Weser untermischen, sodass insbesondere in Ostdeutschland in der kommenden Nacht leichter Luftfrost möglich ist. Hervorgehend aus der noch starken Luftbewegung im norddeutschen Tiefland wird die Luftfrostgefahr in dieser Nacht eher gering sein ( ausgenommen windgeschützte Muldenlagen).
Die oben angesprochene, trockenere Luftmasse flutet die Westhälfte vorerst nicht, sodass es hier äußerst hochnebelträchtig weitergeht- doch das dürfte ( abgesehen von seltenen Fällen) bereits am Samstag ein Ende haben- die Feuchteadvektion setzt aus.... was aber nicht heißt, dass wir nicht nachts mit Nebel oder Hochnebel zu rechnen haben- in den Abendstunden wird sich dieser wieder bilden, sich erst in den späten Vormittagsstunden auflösen, in ungünstigen Tallagen womöglich gar nicht.
Nun, die Luftmasse wird trockener und trockener, der Gradient fächert auf- ergo: zum Wochenende ist auch in der Westhälfte der Bundesrepublik mit leichten Luftfrösten zu rechnen, am ehesten frostfrei bleibt es noch hinter der Deichlinie- das restliche norddeutsche Tiefland bleibt nach jetzigem Stand nicht ausgespart.
Soweit zunächst zu den aktuellen Geschehnissen und der der kommenden Tage... nun, wie oben angesprochen scheint sich der Winter allmählich regen zu wollen, nicht bei uns, aber in Ost/ Nordosteuropa. Gehen wir nun auf die Gründe ein...
Sehr milde Luftmassen werden derzeit in Richtung Grönland advehiert- die derzeitige Omegawetterlage ( wenn eine Antizyklone von zwei Tiefdruckgebieten " umzingelt" ist, ist ein Garant dafür, dass es in Osteuropa zu einem ersten, kräftigen Wintereinbruch kommt). Andererseits kehrt eine sehr kalte, polare Luftmasse südwärts zurück und betrifft in diesem Fall Nordost/ bzw. Osteuropa. Nun, der arktische Polarwirbel ( ein großräumiges Höhentief über dem ewigen Eis), was in den späten Herbstmonaten entsteht ( Höhentiefs bilden sich, wenn kalte Luftmassen absinken und in der Höhe demnach einen tieferen Druck begünstigen), zeigt sich derzeit deformiert bzw gestört, wahrscheinlich nur vorübergehend. Diese Tatsache lässt durchaus kräftige Kaltlufteinbrüche auf der Nordhalbkugel zu, ob Nordamerika, Osteuropa oder auch Westeuropa ( Situation ähnlich wie im Winter 2009/2010).
Ein Indiz für diesen gestörten Polarwirbel zurzeit ist ein beachtlicher Blizzard, der sich zurzeit über Alaska entwickelt und sich mehr und mehr vertieft ( Luftdruck nimmt ab).
Der dortige Wetterdienst sieht eine Möglichkeit, dass jener Sturm alle anderen in den Schatten stellen könnte...
Nun, die Modelle simulieren es derzeit- auch in Osteuropa steht womöglich ein kräftiger Wintereinbruch an, resultierend aus dem gestörten Polarwirbel zurzeit, der solche begünstigt... für uns vorerst nicht relevant, das kann aber schneller passieren als wir denken..
Ich bleibe dabei, dass sich ein solcher Wintereinbruch am Ende dieses Novembers auch in Mitteleuropa ergibt- das wird in Modellen ansatzweise schon gezeigt, darüber ausführlich zu diskutieren bringt aber allein wegen der zeitlich noch großen Distanz im Hinblick auf das Kartendeuten wenig.
Arktische Wildgänse und Graukraniche werden sich also in den kommenden Tagen an verschiedenen Rastplätzen wie der Diepholzer Moorniederung oder der Rügen-Bock-Region vermehrt sammeln, vielfach sind sie auch eingetroffen ( an der Diepholzer Moorniederung werden derzeit gut 67.000 Exemplare in einer Synchronzählung erfasst- und es werden sicherlich noch einige mehr in den kommenden Tagen. Für Nachzügler jedenfalls heißt es: Aufbruch aus den Brutgebieten im Osten und Norden Europas... falls sie nicht bereits aufgebrochen sind... ich denke sie werden um Diepholz und an der Ostsee noch so lange verharren, bis es auch hier soweit ist..
Übrigens, in Schweden gab es am heutigen 10.11 an keiner einzigen der Messtationen eine Schneedecke... das erste Mal seit 1904- hier wurden auch die Schneemengen an den Stationen aufgezeichnet... ansonsten gab es in jedem Jahr bereits um diese Zeit zumindest eine dünne Schneedecke... ehrlich gesagt würde es mich nicht wundern, wenn es früher oder später zu einem deutlichen Ausgleich kommt...... in diesem Winter.
Damit einen schönen Gruß in den späten Nachmittag,
Nisus.